Norbert Hummelt, geboren 1962 in Neuss, studierte Germanistik und Anglistik in Köln und lebt als freier Schriftsteller in Berlin. Er ist Lyriker, Essayist und Übersetzer und schreibt auch fürs Radio. Zuletzt erschienen: T.S. Eliot, Four Quartets/Vier Quartette (Übers., Suhrkamp 2015), Fegefeuer. Gedichte (Luchterhand Literaturverlag 2016), Der Atlas der Erinnerung (Nimbus 2018), Sonnengesang. Gedichte (Luchterhand Literaturverlag 2020). Für sein lyrisches Gesamtwerk wurde er 2018 mit dem Hölty-Preis geehrt.
Norbert Hummel liest in Neuruppin aus seinem aktuellen Gedichtband Sonnengesang (2020) vom Luchterhand Literaturverlag.
die begegnung
nah bei der schleuse zuckten die libellen ..
ich beugte mich über den trägen spiegel,
es war im juni an der krummen spree, u.
was ich einmal erlitten hatte, tat in diesem
moment nicht mehr weh. ich war auf sein
kommen nicht vorbereitet u. dachte, ich
kann hier am ufer gehen, ohne ihn einmal
im leben zu sehen. aber in einer blauen
sekunde in meinem vierundfünfzigsten
jahr / strich er über das stehende wasser
u. war im nächsten moment nicht mehr da.
aus: Sonnengesang, © Luchterhand Literaturverlag 2020
Lyrik-Matinee mit Kerstin Hensel